Erfahrungen & Erkenntnis helfen
Oft fühle ich mich an mich früher erinnert. Als ich wie eine Flipperkugel durch mein Leben und das meiner liebsten Mitmenschen geschossen bin. Dank meiner zwischenmenschlichen Totalausfälle in der Vergangenheit und meinem Erleben heute, erkenne ich die Veränderung an mir. Erkenne die durchlaufene Entwicklung und neue Muster, die ich mir angeeignet habe, um Impulsivität, Getriebenheit und Negativitätspiralen die Stirn zu bieten.
Wenn ich z.B. merke, dass mir die Stimmung entgleist, kann ich formulieren, dass ich von meiner Partnerin gerade nur Nähe brauche. Eine Zugewandtheit, die mir zeigt, dass „im Kern“ alles gut ist. Eine Meinungsverschiedenheit muss keine Katastrophe sein, Kritik kein Trennungsgrund.
Des Weiteren kann ich *meistens* Entschuldigungen, Friedensangebote, Liebesbekenntnisse und andere Signale, die belegen, dass mein Gegenüber deeskalieren will, annehmen. Natürlich gelingt es auch trotz aller Probleme immer wieder ganz von selbst, friedfertig zu interagieren, so dass die Liebe nicht in Mitleidenschaft gezogen wird – kein Rückzug, kein Dichtmachen, kein Vorenthalten.
Ob man nun überfordert oder sozial ungelenk ist, niemand kommt daran vorbei, dass Anmaulen des Gegenübers nur Distanz schafft. Also das Gegenteil von Nähe und dem, was wir eigentlich wollen. Was macht man in so einer Situation? Genau, die Strategie ändern. Sollte man meinen. Es wandeln ein paar „Sturköppe by nature“ auf Erden, die ein derartiges Scheitern ignorieren und weitermachen wie bisher. Der Grat zwischen gesunder Selbstwirksamkeit und -benachteiligung ist oft schmal. Wer nichts Positives der Welt zu geben vermag oder glaubt, dies sei unmöglich, für den gilt: Destruction of the selfimage is the only solution.
Klingt radikal? Ist es auch. Und herrlich wirksam: Veränderung durch Erkenntnis und Lernen ist dem ADHS-Menschen nicht so in die Wiege gelegt wie anderen. Im Ausnahmezustand springt der Verstand leider nicht an, sondern das limbische System übernimmt das Kommando. Das muss nicht so bleiben. Wir müssen also nicht nur dringend umdenken, sondern erst mal runter und klar kommen, wie man so schön sagt.
Break. Pause. Durchatmen. Fortsetzung folgt.