ADHS – der eingebaute Schutzmechanismus
Schlechte Karten also für den motivierten ADHSler, der, lernwillig, das "Aus-der-Haut-fahren" künftig zu unterlassen, gemäß seinem Naturell eher aus dem Instinkt entscheidet, intuitiv handelt, aber selten stoisch nach Plan zu agieren vermag?
Zum Glück nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, dass ADHSler – ob Danger Seeker oder Sicherheitsfanatiker – besonders in Berufsgruppen, in denen Improvisationsvermögen und schnelle Entscheidungen in Ausnahmesituationen verlangt werden, ihren Platz finden.
Weshalb das so ist, dafür hat der Kinderarzt Dr. Dietrich, dessen Interpretationen vom Wesen der ADHS wirklich bemerkenswert sind, in seinem Buch „ADHS – die Einsamkeit in unserer Mitte“ (Schattauer / Klett-Cotta) eventuell eine Erklärung.
Demnach sind die ADHS-spezifischen Symptome als Übermüdungserscheinungen zu sehen. Die meisten von uns kennen sicherlich die Aufgekratztheit, die leichte Überdrehtheit bei mangelndem Schlaf ebenso wie die einwattierte luzide Verträumtheit, die einen danach zu befallen vermag.
Für ADHSler sei dies ein Dauerzustand, da sie, aufgrund permanent überhöhter Hirnleistung, dauererschöpft seien. Die Mehrleistung resultiere aus dem Umstand, dass das limbische System daueraktiviert sei. Dieses springe bei der "Norm" der Menschen lediglich in bedrohlichen Ausnahme- also gefühlten Gefahrensituationen in dieser Weise an – ab da handeln wir intuitiv, das eigene Leben schützend, sind dabei völlig reizoffen, unsere Sinne scheinen uns geschärft.