Erdnussflips als zuverlässiger, stets verfügbarer, sofort verzehrfertiger Begleiter
Da der Aspekt „kurze Zubereitungszeit“ ganz oben auf meiner Liste steht, bin ich ein großer Fan von Chips & Co, insbesondere Erdnussflips (Kartoffeln & Paprika, Mais & Erdnüsse, das klingt doch gar nicht so ungesund!). Sie begleiten mich als zuverlässige, stets verfügbare, sofort verzehrfertige, ohne technische Hilfsmittel oder sonstigen Aufwand problemlos zu lagernde und vor allem angenehm preiswerte Nahrungsquelle, seitdem ich denken kann.
Sie werden auch heute noch phasenweise ausschließlich konsumiert: Man braucht weder Besteck noch Geschirr, saut die Küche nicht ein, der Geschirrspüler bleibt unbenutzt und man kann sie problemlos beim Autofahren oder Medienkonsum vertilgen. In Anbetracht der stets ungenügend vorhandenen Zeit, kommt mir das immer sehr entgegen.
Gleiches gilt für die Phasen, in denen ich mich unterwegs über Tag und Nacht verteilt zwischendurch von Schokoriegeln ernähre – natürlich den teuren von der Tanke. Dazu, seit ich dem Alkohol abgeschworen habe und mir von Kaffee immer irgendwann kodderig wird, nahezu alternativlos literweise Cola. Als meine bevorzugte Marke hat sich inzwischen eine Variante mit – ohne das mir dies bewusst war – deutlich erhöhtem Koffeingehalt herauskristallisiert.
Klingt fürchterlich, oder? Was soll ich sagen? Wenn sich über Geschmack nicht streiten ließe, gäbe es keine schlechten Köche? Guten Geschmack und ein wenig Rest-Kultiviertheit beweise ich immerhin beim Restaurantbesuch. Meist unentschlossen bis zur letzten Sekunde zwischen zwei Gerichten – ob man nicht statt der Kräutercreme Cheddarkäse Sauce auf das Lammfilet, die Kartoffeln gegen Wedges tauschen kann. Oder haben Sie auch Kroketten? Könnte man statt Princess Bohnen Baked Beans beilegen? Und bitte noch extra Barbecue Dip! Ach wissen Sie was, ich glaub', dann passt statt des Lamms doch besser ein Steak oder sollte ich doch vielleicht lieber die Tigergarnelen in Knoblauchsauce nehmen!? Geh'n die auch ohne Knoblauch? … So spricht mich für gewöhnlich das Teuerste und Übertriebenste an! Sie wissen schon, die Kreationen, die meist den Namen der Location im Namen tragen und oft vom maßlosen Zutaten-Overkill leben.
Restaurantbesuche haben leider entscheidende Nachteile, selbst wenn es sich um so genannte Schnellrestaurants handelt:
- Man muss auf die Bedienung warten.
- Man muss auf das Essen warten.
- Man muss auf das zweite Getränk warten. Es scheint mir irgendein Naturgesetz dabei im Spiel zu sein, dass das erste noch niemals in meinem Leben bis zum Hauptgang gereicht hat.
- Man muss auf die „Zeitlupen-Esser-Begleiter“*innen, also alle anderen außer mir, warten. Oh Gott, jetzt wollen die auch noch Nachtisch, Kaffee, Absacker etc. Wieder vergeht wertvolle Lebenszeit, die ich damit zubringe, dabei zuzusehen, wie erwachsene Menschen länger als 2 Sekunden dazu benötigen, sich eine winzige Essensportion zum Munde zu führen. Manche halten sie gar minutenlang in der Luft und erzählen in aller Seelenruhe von der Gürtelrose der Schwiegermutter, während alle Welt ihnen entsetzt zuschreien möchte „Nun iss' schon Dein blödes Törtchen und erlöse uns von der Wartetortur, kein Wunder das mit der Gürtelrose, wenn wegen Dir alle immer nur warten, warten, warten müssen!“
- Man muss auf die Rechnung warten. Wie oft war ich schon kurz davor, einfach zu gehen, wenn die Herrschaften sich nicht erbarmen mögen, endlich einmal abzukassieren und uns in die Freiheit zu entlassen. Und: Immer wird ein Geldbetrag für die paar hundert Gramm Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß fällig, von dem man die Familie locker einen Monat hätte ernähren können. Zumindest mit Erdnussflips.
- Man muss auf die Klogänger warten. Wieso ist eigentlich die halbe Welt darauf konditioniert, stets nach dem Essen / immer zur Schlüsselszene des Films / direkt nach Einstieg ins Automobil ihre Notdurft verrichten zu müssen?
Bonus:
- Man muss lange unter fremden Menschen ausharren, die früher oder später zwangsläufig meine Kreise stören werden und deren Nervfaktor ähnlich wie mein Kellner-Unmut proportional zur Dauer des Aufenthalts rapide zu steigen droht.
Einige Teilproblematiken lassen sich durch Buffets lösen. Aber fragen Sie mich bitte nicht nach meinem diesbezüglichen Ess- und Sozialverhalten. Na ja, wir speisen wohl doch besser zuhause
Zwar kann ich – immerhin habe ich Kinder, die nicht so erbärmlich ernährt werden sollen - für andere Menschen (hoffentlich) schmackhafte Gerichte, die sogar aus verschiedenen Komponenten bestehen können, bereiten. So wirklich Freude habe ich aber daran nie entwickelt – viel zu viel Vor- und Nachlauf. Küchen-Utensilien-Nutzung bedeutet immer lästige Mehrarbeit.
Mein Vorschlag, nur Pappgeschirr & Plastikbesteck zu nutzen, wurde vom Familienrat wegen Umweltschweinerei vernünftigerweise abgeschmettert. Ebenso wurde meine brillante Idee nicht akzeptiert, jedes Familienmitglied bekäme ein persönliches Minimal-Set Besteck / Geschirr zugeteilt. Damit müsse man dann klarkommen.
Nicht jedoch gehe ich soweit, zu sagen, dass dieser kollaterale Mehraufwand keine geschmacklichen und qualitativen Vorteile brächte. Auch die ethischen Aspekte bestimmter bewusster Ernährungsformen sind nicht von der Hand zu weisen. Dennoch bleibt es skurril, dass ausgerechnet ich noch vor dem großen Boom für eines der ersten deutschsprachigen vegetarischen / veganen Magazine geschrieben und phasenweise entsprechend gelebt habe.