ADHSlers mit Sonderrechte-Joker und heroisch-kämpferischem Undercover-Gefühl
Am unschönsten wird es für die Mitmenschen des ADHSlers, wenn er in sein panisches Gehühner fällt. Überreizt von seinem kleinkariert-rechthaberischem Dazwischenfunken bis hin zu Panikmache. Für die eigene Genialität und Einzigartigkeit hat man einen göttlich verliehenen Sonderrechte-Joker, der einen von lästigen Kommunikationsvorschriften (etwa andere ausreden lassen und ihnen dabei sogar noch zuhören) entbindet. Hemmungen in der Wahl seiner Worte und deren Lautstärke sind von gestern, nachdem das Gebot zur Rücksichtnahme nur noch für andere, aber nicht für einen selbst gilt.
Ich weiß nicht, ob es ADHS ist. Dieses heroisch-kämpferische Undercover-Gefühl, hinter feindlichen Linien allein gegen alle im Kampfe gegen das Böse zu stehen. Immer auf dem Sprung, immer in Habachtstellung, selbst an so genannten ruhigen Tagen stehen wir mindestens knietief im Limbischen System und waten durch das Marschland der Wachsamkeit. Verstehen keinen Spaß und schnauzen jeden zusammen, der es wagt, unsere Kreise zu stören, wir sind schließlich on a mission. Jeder Wink von uns mit dem kleinen Finger hat mehr Auswirkungen auf die Geschicke der Welt, als sich ein normal Sterblicher vorstellen kann!
Fakt ist nämlich, dass ich mal wieder in eine Phase gekommen bin, in der es mir an Energie fehlt, ich den Alltag nicht mehr wie gewünscht bewältigt kriege, weil/weswegen ich mich dem Leben entziehe. Schaue ich zurück, erkenne ich, dass diese fatale Entwicklung parallel zu Corona geschieht. Unsere Lebensbedingungen haben sich geändert, die Auswirkungen schleichen sich gerade erst ein. Viel mehr noch als sonst gilt, dass Realitätsflucht nicht hilfreich ist. Das Ringen gegen die Realität kann man immer nur verlieren.