Wie entsteht eine ADHS?
Für eine ADHS gibt es nicht eine einzige Ursache. Vielmehr weisen bisherige Forschungsergebnisse darauf hin, dass für die Entstehung einer ADHS innere und äußere Einflüsse zusammenkommen. Das bedeutet also, dass sowohl genetische als auch umweltbedingte Risikofaktoren zur Ausprägung der ADHS beitragen können. Dabei spielen die biochemischen Botenstoffe der Nervenzellen (sog. Neurotransmitter) Dopamin und Noradrenalin eine große Rolle, die im Gehirn von ADHSlern nicht ausreichend vorhanden sind.
Alle Informationen zu den Ursachen einer ADHS finden Sie hier.
„Typisch ADHS“ – Wie äußert sich eine ADHS im Erwachsenenalter?
Erwachsene ADHSler sind in der Regel weniger offensichtlich hyperaktiv als betroffene Kinder. Vielmehr wird die Hyperaktivität (oder motorische Unruhe) nach innen gekehrt und von einem Gefühl der innen Unruhe abgelöst. Neben den drei Kernsymptomen tritt bei einer ADHS oftmals auch eine Einschränkung der Exekutivfunktionen auf, da entsprechende Teile des Gehirns verändert sind. Menschen mit einer ADHS können daher auch mit folgenden Dingen Probleme haben:
- Vorausplanung, Organisation und Priorisierung von Aufgaben
- Umgang mit Fristen und Arbeitsgeschwindigkeit
- Durchführen von mehreren Aufgaben gleichzeitig
- Kurzzeitgedächtnis
Diese Herausforderungen beeinflussen die Fähigkeit der Betroffenen, effektiv zu handeln und sich im Alltag zu organisieren.
Eine ADHS bringt auch ihre Stärken mit sich!
Aber ist denn alles nur schlecht an der ADHS? – Nein! Menschen mit ADHS verfügen über eine Reihe bemerkenswerter positiver Eigenschaften, die sie in vielen Lebensbereichen besonders machen.
- Durch ihre Kreativität und die Fähigkeit zum differenzierten und unkonventionellen Denken sind viele ADHSler in der Lage, außerhalb der etablierten Muster zu denken und außergewöhnliche Lösungen für komplexe Probleme zu entwickeln.
- Wenn sie sich in einen Zustand des Hyperfokus versetzen, können sie sich mit außerordentlicher Intensität und Effizienz auf Aufgaben konzentrieren, oft mit beeindruckenden Ergebnissen.
- Ihr meist eigenwilliger Charakter treibt sie dazu, gegen den Strom zu schwimmen und innovative Wege zu beschreiten. Diese Spontanität und Abenteuerlust macht offen für neue Erfahrungen und fördert die Fähigkeit, das Leben in vollen Zügen zu genießen und aus Herausforderungen zu lernen.
- Die Selbstakzeptanz, die viele Menschen mit einer ADHS entwickeln, hilft ihnen, mit ihren Schwächen umzugehen und ihre Stärken zu schätzen.
- Auch ihre Hilfsbereitschaft und einzigartiger Sinn für Humor werden von Betroffenen als wertvoll eingeschätzt.
- Schließlich ermöglicht ihnen die Fähigkeit zur Kompensation, ihre Impulsivität in produktive und kreative Ausdrucksformen umzuwandeln.
Zusammen bilden diese Eigenschaften eine starke Grundlage, die Menschen mit ADHS dazu befähigen können, ihr Potenzial voll auszuschöpfen und auf einzigartige Weise zum gesellschaftlichen und kulturellen Leben beizutragen.
Wer kann eine ADHS bei Erwachsenen diagnostizieren?
Ein erster Ansprechpartner beim Verdacht auf eine ADHS kann immer der Hausarzt bzw. die Hausärztin sein. Eine gesicherte ADHS-Diagnose kann allerdings nur von dafür qualifizierten Spezialisten gestellt werden. Für die ADHS-Diagnostik bei Erwachsenen sind dies:
- Fachärztinnen oder Fachärzte (FA) für Psychiatrie und Psychotherapie
- FA für Neurologie
- FA für psychosomatische Medizin
- Ärztliche oder Psychologische Psychotherapeut:innen.
Welchen Test gibt es für ADHS bei Erwachsenen?
Zur ADHS-Testung bei Erwachsenen werden verschiedene Selbst- und Fremdbeurteilungsfragebögen sowie strukturierte Interviews eingesetzt. Dazu zählen:
- ADHS-SB: ADHS-Selbstbeurteilungsskala (HASE)
- ADHS-E: ADHS-Screening für Erwachsene (Kurzform)
- CAARS-S: Conners Skalen zu Aufmerksamkeit und Verhalten für Erwachsene, Selbstbeurteilung (Kurzform)
- KATE: Kölner ADHS-Test für Erwachsene
- WR-SB: Wender-Reimherr Selbstbeurteilungsfragebogen (HASE)
- WURS-k: Wender-Utah Rating Scale – deutsche Kurzform (HASE)
- IDA-R: Integrierte Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter
- DIVA 5: Diagnostisches Interview für ADHS bei Erwachsenen
Die Abkürzung HASE steht für die Homburger ADHS-Skalen für Erwachsene, ein Untersuchungsverfahren der ADHS-Diagnostik im Erwachsenenalter.
Unterstützend können auch neuropsychologische Untersuchungen eingesetzt werden, die Probleme in der Aufmerksamkeit, im Gedächtnis oder in den Exekutivfunktionen bewerten.
Grundsätzlich ist die ADHS-Diagnostik ein schrittweises Vorgehen, das anhand fester Kriterien erfolgt, die in den Klassifikationssystemen ICD-10 (International Classification of Diseases, 10th Revision) oder DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th Edition) beschrieben sind.
Mehr zur ADHS-Diagnostik erfahren Sie hier.
Gut zu wissen: Ein ADHS-Selbsttest kann die Diagnose durch Spezialisten nicht ersetzen. Erste Anhaltspunkte können dadurch allerdings gewonnen werden.
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ADHS und Intelligenz
Die Auffassungen von einer ADHS im Zusammenhang mit Intelligenz sind widersprüchlich. Besonders ADHS-Kinder werden von der Gesellschaft oft als weniger intelligent wahrgenommen. Andererseits hält sich auch die Annahme, dass bei ADHSlern eine besondere Intelligenz oder Hochbegabung vorliegen würde.
Tatsächlich gibt es keine eindeutigen Belege dafür, dass die ADHS direkt mit höherer oder niedrigerer Intelligenz verbunden ist. Personen mit ADHS können über ein breites Spektrum von Intelligenzquotienten (IQ) verfügen, genau wie die allgemeine Bevölkerung. Allerdings scheinen die ADHS-Symptome bei Menschen mit höherem IQ oftmals weniger stark ausgeprägt zu sein oder übersehen zu werden. Das deutet darauf hin, dass Menschen mit hohem IQ ihre ADHS-bedingten Defizite bis zu einem gewissen Grad kompensieren können.
ADHS-Pharmakotherapie für Erwachsene
Ist die ADHS-Symptomatik bei erwachsenen Betroffenen so ausgeprägt, dass es einer Therapie bedarf, so wird in den meisten Fällen direkt eine medikamentöse Behandlung angeboten. In Deutschland sind dafür verschiedene Medikamente zugelassen, die in die Wirkstoffklassen (Psycho-)Stimulanzien und Nicht-Stimulanzien gruppiert werden. Diese bewirken, dass die richtige Balance der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn wiederhergestellt wird.
Vorsicht: Die Medikamentengruppe der (Psycho-)Stimulanzien fällt unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Deren Einnahme kann daher mit bestimmten Einschränkungen (zum Beispiel auf Reisen) verbunden sein.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Schätzungsweise 30 % der im deutschen Versorgungssystem erfassten Patient:innen erhalten eine Behandlung mit Medikamenten. Eine unbehandelte ADHS kann schwerwiegende Folgen haben. Studien zeigen dabei ein erhöhtes Unfallrisiko, höhere Sterblichkeitsraten, ein höheres Risiko für Depression, Persönlichkeitsstörung, Drogenmissbrauch und Inhaftierung, sowie schlechtere Schulabschlüsse und häufigeren Jobverlust.
Ausführliche Informationen zu einer Pharmakotherapie bei der ADHS finden Sie hier.
Die Entscheidung über die ADHS-Therapie ist für jede Patientin und jeden Patienten individuell und sollte stets mit dem behandelnden Fachpersonal abgestimmt werden.
Manche Betroffene entscheiden sich gegen eine Pharmakotherapie und suchen alternativ nach pflanzlichen Behandlungsmöglichkeiten der ADHS ohne Medikamente. Für die Wirkung pflanzlicher Mittel gegen eine ADHS gibt es jedoch bislang unzureichende Beweise in der wissenschaftlichen Forschung.
Psychosoziale und psychotherapeutische Interventionen bei Erwachsenen
Psychosoziale Interventionen beschreiben psychologische, psychotherapeutische (z.B. Verhaltenstherapie) sowie soziale Behandlungsansätze für die ADHS. Diese richten sich entweder direkt an Betroffene oder auch an ihr Umfeld, wie z. B. an Familie, Partner bzw. Partnerin, oder Arbeitsplatz. Sie kommen im Rahmen der multimodalen Therapie unterstützend zum Einsatz. Im Erwachsenenalter stehen bei Menschen mit ADHS oft nicht die Hauptsymptome, sondern sekundäre psychosoziale Probleme im Mittelpunkt. Diese umfassen Schwierigkeiten wie Affektkontrollprobleme und Organisationsdefizite, die zu Jobverlust, Beziehungskonflikten, häufigem Partnerwechsel und einem niedrigeren Bildungsniveau führen können. Zusätzlich beeinträchtigen schwankende Leistungsfähigkeit, Stimmungslabilität und zwischenmenschliche Konflikte das Selbstwertgefühl und verursachen Unsicherheit.
Ist eine Psychotherapie zur ADHS-Behandlung indiziert, kann eine kognitive Verhaltenstherapie helfen. Die Ziele dieses Behandlungsansatzes unterstützen beim Umgang mit den ADHS-Symptomen im Alltag und Therapeut:innen und Psychiater:innen können Betroffenen Werkzeuge an die Hand geben um z.B.
- dysfunktionale Denkmuster zu erkennen und zu bearbeiten;
- neue Denkmuster und Verhaltensweisen zu erlernen, indem alternative Problemlösestrategien angewendet werden;
- besser mit Frustration und Ärger umzugehen;
- die eigene Stimmung erfolgreicher kontrollieren zu können, weil man sich der Zusammenhänge zwischen Emotionen, Gedanken und Verhalten bewusst ist;
- zwischenmenschliche Kompetenzen zu verbessern;
- Zeitmanagement besser im Griff zu haben.
Dabei profitieren Betroffene in einem Gruppensetting vom Erfahrungsaustausch mit anderen Therapieteilnehmer:innen.
Wie äußert sich eine ADHS bei Frauen?
Es gibt Hinweise darauf, dass sich die ADHS bei Frauen und Männern unterschiedlich äußert. Dabei treten beim weiblichen Geschlecht zwar sowohl unaufmerksame als auch hyperaktiv-impulsive Symptome auf, generell überwiegen aber eher Aufmerksamkeitsstörungen und internalisierende Verhaltensweisen wie Unsicherheit und Angst. Auch Schwierigkeiten wie emotionale Instabilität und emotionale Dysregulation können bei Mädchen und Frauen mit ADHS stärker ausgeprägt sein oder häufiger auftreten. ADHS-Patientinnen haben deshalb oftmals den Eindruck „ihren Gefühlen ausgeliefert“ zu sein. Diese relative Unscheinbarkeit der Ausprägung kann auch dazu führen, dass die ADHS bei Frauen lange unerkannt bleibt und damit spät oder gar nicht diagnostiziert wird.
Während einer hormonellen Umstellung durch Menstruationszyklus, Schwangerschaft oder Wechseljahre können sich die ADHS-Symptome bei Frauen auch verstärken.
Erschwerend kommt hinzu, dass Studien oft eine Mehrheit männlicher Patienten einschließen. Die daraus gewonnenen Ergebnisse lassen sich daher nicht automatisch auf weibliche ADHS-Patientinnen übertragen. Hier besteht also weiterer Forschungsbedarf. Die bei der ADHS-Diagnosestellung verwendeten standardisierten Fragebögen unterscheiden auch größtenteils nicht nach dem Geschlecht, was dazu führen kann, dass Frauen in den abgefragten Diagnose-Kriterien unterhalb der Schwellenwerte bleiben.
Wie äußert sich eine ADHS bei Männern?
Bei Männern äußert sich die ADHS dagegen verstärkt in externalisierenden (nach außen gerichtete) Verhaltensweisen, mit höheren Leveln an Hyperaktivitäts- und Impulsivitätssymptomen. Typische Vorurteile gegenüber ADHS-Männern sind z.B., dass diese eine höhere Risikobereitschaft zeigen als ADHS-Frauen oder im Vergleich vermehrt zu Suchterkrankungen, wie etwa zu Alkohol oder Cannabis neigen. Die Wissenschaft ist sich hierzu allerdings uneins. So gibt es zwar Studien, die diese Annahmen bestätigen, andere Arbeiten widerlegen sie jedoch.
Tatsächlich existieren zahlreiche Studien, die ADHS-Symptome bei Männern und Frauen vergleichen. Dabei scheinen Männer mit einer ADHS jedoch nur von einer stärkeren Beeinträchtigung des Arbeitsgedächtnisses und eventuell der Performance in Lern- und Bildungssituationen betroffen zu sein als die Frauen der Vergleichsgruppen. Dem Vorurteil, dass Männer mit einer ADHS aggressiver seien als Frauen, sollte ebenfalls mit Vorsicht begegnet werden. In Studien mit ADHS-Kindern zeigten Jungen zwar eine höhere physische Aggressivität, die Mädchen waren allerdings eher verbal aggressiv, was wiederum die verstärkt externalisierende Ausprägung bei Männern bestätigt.
ADHS im Alter
Entgegen der langjährigen Annahme, dass es eine ADHS nur bei Kindern gebe, weiß man inzwischen, dass diese bis ins fortgeschrittene Erwachsenenalter bestehen bleiben kann und so ist die Diagnose mittlerweile auch bei Senioren anerkannt. Etwa 2,8 % der Über-60-Jährigen in Deutschland sind betroffen. Dabei gibt es jedoch eine gute Nachricht: Die ADHS-Symptomatik wird im Alter nicht schlimmer, sondern scheint sogar abzunehmen, zumindest was die Ausprägung von Hyperaktivität und Impulsivität betrifft.
Bei der Diagnostik und Therapie dieser Altersgruppe ist jedoch Vorsicht geboten: Es besteht die Gefahr, dass die ADHS-Symptome mit Anzeichen von anderen, im Alter typischerweise auftretenden Erkrankungen, wie beispielsweise Demenz, verwechselt werden können. Auch das Auftreten von Begleiterkrankungen kann mit fortgeschrittenem Alter zunehmen, was zum einen die korrekte Diagnosestellung als auch die medikamentöse Behandlung der ADHS erschweren kann, weil es etwa zu Wechselwirkungen mit anderen eingenommenen Medikamenten kommen kann.
Obwohl aufgrund von Studien mit kleiner Teilnehmerzahl die Vermutung aufgestellt wurde, dass es einen Zusammenhang zwischen ADHS und Alzheimer geben könnte, zeigte eine groß angelegte Studie nur begrenzte Evidenz.
Berufsausbildung und Studium mit ADHS
Ausbildung oder Studium? Beides ist mit einer ADHS natürlich möglich! Dennoch gibt es die ein oder anderen Hürden, vor denen ADHS-Betroffenen stehen. Worauf sollten ADHS-Betroffene also besonders achten?
- Intrinsische und extrinsische Motivation: Die Motivation bleibt eher erhalten, wenn das Thema spannend ist. Langeweile ist bei ADHS
besonders zu vermeiden. Bei weniger interessanten Kursen hilft es, sich einer Lerngruppe anzuschließen. Feste Lerntermine und
gegenseitige Unterstützung sind sehr wertvoll. - Geeigneten Lernort finden: Orte, an denen man wenig abgelenkt wird, sind ideal. Nutzen Sie beispielsweise Stillarbeitsräume in der
Unibibliothek und denken Sie an Oropax oder Noise-Cancelling-Kopfhörer. - Lernmaterial und Alltag strukturieren: Eine klare Struktur hilft, den Überblick zu behalten und den Lernstoff effizient zu bearbeiten.
Dabei sollte der Fokus auch auf dem Zeitmanagement liegen, um sich nicht ablenken zu lassen oder sich stundenlang in einem Thema
zu verlieren. - Klare Ziele setzen: Kleine, erreichbare Ziele können helfen, die Motivation aufrechtzuerhalten und ein Gefühl des Fortschritts zu
vermitteln. - Kommiliton:innen oder Kolleg:innen um Hilfe bitten: Offenheit kann dazu führen, dass andere ebenfalls offen und unterstützend
reagieren. Lerngruppen oder Tandem-Partnerschaften können sehr hilfreich sein. - Pausen einplanen: Kurze, regelmäßige Pausen während des Lernens helfen, die Konzentration zu bewahren und Überforderung zu
vermeiden. - Technische Hilfsmittel nutzen: Apps oder digitale Tools können dabei helfen, den Alltag zu organisieren, Erinnerungen zu setzen und
Lernmaterialien zu verwalten, oder das Zeitmanagement zu optimieren. - Selbstakzeptanz üben: Es ist wichtig, sich selbst und die eigene Arbeitsweise zu akzeptieren und nicht mit anderen zu vergleichen. Jeder
hat seine eigene Art zu lernen und zu arbeiten.
Auf der Suche nach mehr Information?
Hilfreiche Informationen für junge Menschen mit einer ADHS finden Sie hier.
Diese Lernstrategien und Tipps können dabei helfen, die Herausforderungen, die das Studieren oder die Ausbildung mit einer ADHS mit sich bringen, erfolgreich zu meistern.
Zusätzlich haben Betroffene mit einer diagnostizierten ADHS die Möglichkeit, einen Nachteilsausgleich zu beantragen. Darunter versteht man individuell festgelegte Maßnahmen, um ADHS-Betroffenen die gleichen Chancen in Studium und Ausbildung einzuräumen wie allen anderen Studierenden und Auszubildenden. Das legen Landeshochschulgesetze bzw. Berufsbildungsgesetze fest. Es kann sich also lohnen, Rücksprache mit dem zuständigen Prüfungsausschuss zu halten, um die individuellen Gegebenheiten zu klären und z.B. Fristverlängerungen oder zusätzliche Pausen während einer Prüfung zugesprochen zu bekommen.
ADHS im Berufsleben
Muss ich meinem Arbeitgeber von meiner ADHS erzählen? – Diese Frage haben sich sicherlich viele erwachsene Betroffene schon gestellt. Grundsätzlich ist aber niemand dazu verpflichtet, den Arbeitgeber über vorliegende Erkrankungen zu informieren. Schwierig wird es allerdings, wenn man aufgrund der ADHS die Arbeit nicht mehr ausführen kann, oder man sich selbst und/oder andere gefährdet. Dann sollte das Gespräch mit der oder dem Vorgesetzten erfolgen. Unabhängig von Regelungen und Vorgaben kann die Offenheit im Umgang mit der ADHS aber auch das Vertrauensverhältnis mit dem Arbeitgeber stärken und eine große Erleichterung sein.
Ein Sonderfall ist die Verbeamtung. Für die Beurteilung spielen auch eine frühere Arbeitsunfähigkeit, chronische Erkrankungen oder psychische Erkrankungen eine Rolle. Eindeutige Kriterien, wann eine diagnostizierte psychische Erkrankung einer Verbeamtung entgegensteht, gibt es jedoch nicht. Die Entscheidung liegt hier beim jeweiligen Amtsarzt. Das gilt auch für eine ADHS.
Um mit der ADHS Probleme im Beruf zu vermeiden und erfolgreich zu sein, können folgende Vorgehensweisen und Tipps helfen:
- Bei Problemen, Aufgaben zu priorisieren, können diese mit erfahrenen Kolleg:innen zusammen strukturiert werden.
- Komplexe Aufgaben können in einzelne, überschaubare Arbeitsschritte heruntergebrochen werden.
- Der Arbeitsplatz sollte möglichst sauber und aufgeräumt sein, um Ablenkung zu vermeiden. Auch das Handy und andere Kommunikationstools können in den „Nicht-Stören-Modus“ versetzt werden, um die Konzentration zu verbessern.
- Kalender und Erinnerungsfunktionen können dabei helfen, Fristen und Meetings nicht zu vergessen.
- Für wiederkehrende Aufgaben können Checklisten helfen, diese abzuarbeiten, ohne einzelne Arbeitsschritte zu vergessen.
Für Menschen mit ADHS können nicht generell Berufe empfohlen oder von bestimmten abgeraten werden. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, seine individuellen Stärken in ein erfolgreiches Arbeitsleben zu integrieren. Manchmal müssen ADHSler auch erst ihre Berufung finden.
Wie erleben Betroffene das Thema ADHS und Arbeit? In unserer Podcast-Folge oder unserem Patientenblog zum Thema finden Sie Eindrücke aus erster Hand.
Beziehungstipps…
…für ADHSler
- Nicht alles persönlich nehmen! Die in der Kommunikation entstehenden Gedanken und Gefühle sollten klar ausgedrückt werden und bei Unsicherheit ist es besser nachzufragen, wie etwas gemeint ist.
- In Konfliktsituationen hilft es, ruhig zu bleiben und notfalls eine Diskussion zu pausieren, um sie später in einem friedlicheren Rahmen fortzusetzen.
…für Partnerinnen und Partner von ADHSlern
- Partner von Menschen mit ADHS sollten vermeiden, ihnen alle Verantwortlichkeiten abzunehmen. Eine gerechte Aufteilung der Pflichten und das Angebot von Hilfe, wenn nötig, fördert die Autonomie und stärkt die Beziehung.
Das Universalrezept für eine perfekte Partnerschaft gibt es leider nicht. In allen Beziehungen, ob mit oder ohne ADHS, sind Geduld, Verständnis und die Bereitschaft, an der Beziehung zu arbeiten, Schlüssel zum Erfolg, um Beziehungsprobleme zu meistern. Die Anerkennung und Wertschätzung der Einzigartigkeit jedes Einzelnen kann dazu beitragen, ein erfüllendes gemeinsames Leben zu gestalten.
Geschichten von Betroffenen über Liebe und Partnerschaft mit ADHS finden Sie auch in unserem Podcast und unserem Blog!
Eltern werden mit ADHS
Eltern zu werden, stellt das Leben für Paare meistens ziemlich auf den Kopf. Für Mütter oder Väter mit einer ADHS kann dies nochmal eine zusätzliche Herausforderung bedeuten. Aber alle Aufgaben können gemeistert werden! Hier finden Sie einige nützliche Informationen.
Hilfe für Familien mit ADHS-Kindern
Die ADHS tritt familiär gehäuft auf. Kinder von Eltern mit einer ADHS sind deshalb oft selbst betroffen. Das stellt eine große Herausforderung für die ganze Familie dar! Mehr Informationen und Erziehungstipps für Eltern mit einer ADHS zum Umgang mit ADHS-Kindern finden Sie hier. Wissenswertes zum Elterntraining können Sie hier nachlesen.