Wie hat dein Umfeld auf die Diagnose ADHS reagiert und wie seid ihr damit umgegangen?
Meiner Schwester ging es wie mir – plötzlich machte alles Sinn. Für sie war es unfassbar, dass ihr das als Sonderpädagogin mit ADHS-Erfahrung nicht selbst aufgefallen ist. Meine damalige Partnerin war vor allem sehr erleichtert. Die Wesensveränderung ist ihr am meisten aufgefallen. Für mich war entscheidend, dass das Bedürfnis Alkohol und diverse andere Substanzen zu konsumieren auf einmal nicht mehr da war. Ich hatte das seit der Geburt meiner Töchter schon unter Kontrolle, allerdings kam es immer wieder zu Rückfällen, die seit meiner Diagnose deutlich nachgelassen haben. Ich habe zwar immer noch Eigentümlichkeiten aller Art – konnte aber mein Leben leichter strukturieren und war deutlich gesellschaftsfähiger. Das hat mein Umfeld mir sehr gedankt. Meine Kinder haben mir gesagt, dass ich immer ein guter Vater war und genug Struktur bieten konnte. Sie haben es mal schön auf den Punkt gebracht und gesagt, dass ich völlig anders bin als die meisten anderen Eltern, die sie so kennen. Dinge, bei denen andere Eltern sich aufregen, nehme ich gelassen. Und bei neuralgischen Punkten, bei denen vermutlich niemand sonst etwas sagen würde, empöre ich mich. Was ich meinen Kindern mitgeben wollte, war, dass sie sich immer für sich einsetzen und auf ihre Wahrnehmung vertrauen sollen. Und das habe ich, glaube ich, geschafft.