Totaler Ausnahmezustand bei drohendem Liebesentzug
Kommt es zu Störungen mit dem geliebten Gegenüber, sollten diese schnell, klar und friedfertig bearbeitet werden. Geht man mit unserem Vertrauen nicht gut um, kann die Beziehung mit uns die Hölle sein. Das Limbische System, unser „Notfall-Ausnahmezustand-Alarmstufe-rot-Modus", ist voll aktiviert, ein gigantischer Hyperfokus wird in Gang gesetzt: Um das Zentrum all unseres Seins – das tatsächlich oder auch nicht bedrohte, mindestens gefühlt angegriffene Wir-Gefühl – zu retten, hat nichts, ich betone nichts anderes auch nur den Hauch irgendeiner Relevanz.
Anstrengend. Für alle! Akribisch wird jedes Steinchen umgedreht, jeder vergangene Moment durchleuchtet, jede Ist-Situation auf dem Gefahrenradar begleitet, hinterfragt und auf Ungereimtheiten hin gescannt. Und für die Zukunft werden Varianten durchgespielt, die alle „worst case Szenarien" stets im Blick haben. Was andere als Misstrauensvotum deuten, verstehen wir als die absolute Gefahrenminimierung: Obacht, Vorsicht, Wachsamkeit, Wahrheitsfindung um jeden Preis. Ein uns ADHSlern ja nah verwandter Asperger-Kollege brachte es einst so schön auf den Punkt:
Wenn Liebe auf Alltag trifft – Konfliktpotenzial schon für die „Normalos"
Wir aber wollen Symbiose und Intensität in unseren Liebesbeziehungen. Wir wollen die absolute Vereinigung, na ja, zumindest die größtmögliche Nähe auf Erden sollte zu unserer Erbauung und Beruhigung schon drin sein. Immerhin wollen wir für immer verlässlich Rücken an Rücken, die Schändlichkeiten der Welt abwehrend gemeinsam durchs Leben gehen. Wir wollen die stillen Stunden, großen Momente und natürlich all die galanten Höhepunkte miteinander teilen, die ein Lust und Liebe empfindendes Dasein eben so mit sich bringen. Zudem, so werden wir ermahnt, gilt es noch, den schnöden Alltag zu meistern.
Ach ja, der Alltag... Wir entpuppen uns für gewöhnlich als echte Enttäuschung in Sachen Haushaltsführung, auch wenn bzw. weil ein Großteil von uns an dieser Stelle vehement auf hygienische Heldentaten hinweist, wie z.B. das komplett in Eigenregie und ohne Aufforderung durchgeführte Ausräumen der Spülmaschine (außer dem nervigen Besteckfach) letzten April ... Und das auch noch mit einer deutlich höheren Trefferquote bzgl. der von meiner „Mistress of the Kitchen" vorgegebenen offiziellen Küchenablageplätze als im Vorjahr.
Was? Die großen Teller immer unter die Kleinen und die Tiefen auf die Flachen? Ist das nicht egal, kann man nicht einfach immer obendrauf ... nein?
Meine Frau – Zauberwesen in meiner (Paranoia)-Welt
Allerdings gibt es meine Frau. Und die kann ganz fulminant mit Internetverkaufsportalen umgehen. Sie ist auch diejenige, die die Lebensmittel im Überblick hat und alle Reparaturen erledigt. Sie liebt es, in den Baumarkt zu fahren, ich trotte ihr dann immer wie ein Alien hinterher und staune über diese mir so völlig fremde Welt der Dinge, die ich niemals brauchte.
Sie ist es auch, die meine Nerven beruhigt, wenn es in diesem „Reality-Minecraft-Giga-Shop" zu überfordernd für die sensible Seele des bescheidenen Verfassers dieser Zeilen wird. Mimik und Wortbeiträge kommen dann langsam vom Gleis der Angemessenheit ab, derweil sich Katastrophen am laufenden Band abspielen, höhere zweistellige Beträge für Produkte, deren Zweck und Namen ich nicht kenne, dazu diese ungesund schmeckende, bestimmt von giftigen Feinstoffen kontaminierte Baumarktluft und all diese komischen Ideale längst vergangener Jahrzehnte: Frisuren und Shorts-Socken-Sandalen-Ballungen, Bulldozer-artige Menschen, die mich unter ihren drahtig-buschigen Augenbrauen finster anfunkeln, weil ich in ihren „Schraubenmutterntempel" eingedrungen bin und Unmut ausstrahle.
Und da, der ganz besonders feist und feindlich aussehende Mistkerl da, hat der nicht eben ein Auge auf meine Frau geworfen? Wo ich dabei stehe???!!! Ja gibt’s denn das?!?!?!?! Ich muss hier raus, Alarmstufe Rot, Ausnahmezustand, bitte, evakuieren Sie mich schnellstmöglich aus diesem Leben!!!! Der Puls geht hoch, gebeutelt zwar und doch zum Angriffssprung bereit, tigere ich planlos durch die Gänge, um mich etwas herunterzuholen.
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