Soft Skills? Leider nicht unsere Stärke
Diplomatie, also Verhandlungsgeschick, ist auch nicht immer unbedingt unsere Sache. Meist kann man uns Stimmung und Befindlichkeit ja an den Augen, der Mimik und der Körpersprache ablesen. Pokerface klappt nur, wenn es wirklich um was geht, also um Leben-oder-Tod-Situationen, wie man sie nur noch in Western, Abenteuerfilmen und wenig realistischen Thrillern findet. Der Zivilisierung unserer Spezies sei Dank, dass wir uns nicht mehr wegen jedem Mist die Köppe einhauen. Bringen wir es auf den Punkt: Ist man in das Alter gekommen, in dem man für Lohn und Brot selber zu sorgen hat bzw. eventuell das Bedürfnis entwickelt, als ganz normales Mitglied der Gesellschaft zu leben und zu arbeiten, evtl. gar eine Familie zu gründen, fangen wir an zu straucheln.
Defizite erkennen – Chancen nutzen
Unsere Schulabschlüsse scheinen eher dürftig und spiegeln nicht im Mindesten wider, welche Vorteile ein Unternehmen davon hätte, uns einzustellen. Plötzlich ziehen all die seltsamen Schulkollegen, mit denen man schon damals nichts anfangen konnte, an einem vorbei. Es droht die Gefahr, dass man, wenn man nichts dagegen tut, in den Schattenwelten von Zeitarbeit und Werbeblattkleinanzeigen endet.
Dabei muss man sagen, dass manch einer genau aus dieser Nische heraus Großes geleistet hat, ADHS und Callcenter z. B. geht ziemlich gut zusammen.
Apropos Nische: Denkt kreativ, traut Euch was, setzt Euch sinnige Parameter, dann klappt's auch mit dem Brotjob!
Toll wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen, das uns in die Lage versetzte, uns auszuprobieren, ohne unsere oder der Familie Existenz zu gefährden. Solange uns der Staat diese einzig vernünftige, aus dem Postkapitalismus herausführende Maßnahme aber verweigert, müssen wir mitunter Risiken eingehen, die Katze im Sack kaufen, eventuell Rückzieher machen und dies nicht als Scheitern, sondern als Erfahrung verbuchen.
Steile Karriere? Nicht zwangsläufig, aber möglich
Eine Freundin, die ich durch ihre junge Erwachsenen ADHS-Hochphase begleiten durfte, ist inzwischen Kulturredakteurin einer namhaften Wochenzeitung und jettet um die ganze Welt. Manches ihrer stets unkonventionellen Interviews mit mitunter weltweit bekannten Persönlichkeiten sorgte für ordentlich Furore, sie hat sich einen echten Namen gemacht. Wie hat sie das geschafft? Ich vermute, sie hat das dafür nötige Selbstvertrauen entwickelt, das man braucht, wenn man seiner eigenen Vision von sich selbst folgt. Und an mancher Stelle braucht es wohl auch Haare auf den Zähnen, um sich durchzusetzen. Tatsächlich sind wir in der Lage, wirklich Großes zu leisten, wenn die Bedingungen stimmen und man uns lässt. Die wohl berühmtesten für ihre Arbeit bekannten ADHSler sind übrigens Albert Einstein und Steve Jobs, na, wenn das keine Hausnummer ist! Ganz nebenbei: Meine Vermutung ist ja, dass Apple sich genau deswegen durchgesetzt hat, weil Jobs seine Entwicklungen mit ADHS-Blick optimierte.
Nun muss nicht jeder gleich Genie sein, der Hang zur Inselbegabung gehört ja schließlich den Asperger-KollegInnen. Aber mit unserem Hang zur Hingabe sollte es eigentlich immer dazu reichen, einen guten Job zu machen.
Sorry seems to be the hardest word ...
Mit derlei Ausfällen muss wohl rechnen, wer mit ADHSlern arbeitet. Ein dickes Fell und Gelassenheit sind in dieser Hinsicht von Nöten, oder besser noch: Aufklärung. Und natürlich Aufrichtigkeit.
Wie oft habe ich Mails hinterhergeschickt, um vorherige Impulsiv-Mails zu relativieren...
Nicht in der Wut, in der Zugewandtheit liegt das wahre Wort, eine Weisheit, die man stets im Hinterkopf haben sollte im Umgang mit uns. Wir meinen es nicht so, was wir sagen, wenn wir wütend sind, auch wenn meist ein oder ein paar Körnchen mehr Wahrheit in dem steckt, was wir so raushauen, wenn der Tag lang und widrig ist.
Das Wort zum Schluss
Unterm Strich gilt für die Jobsuche: Nur nie aufgeben! Lieber nach der eigenen Berufung, als nach einem passenden Beruf suchen! Ist die Passion gefunden, findet sich auch ein Tätigkeitsfeld in dem Bereich - was glauben Sie, wie ich zu diesem Blog gekommen bin? So richtig gut war ich immer in den Dingen, denen eine intrinsische Motivation zugrunde lag, die mich also leidenschaftlich interessierten. Meistens ergab sich dort dann auch die Möglichkeit, Geld zu verdienen. Muss ja nicht für immer sein. Das nächste Thema kommt bestimmt. Achten Sie aber darauf, dass Sie nicht jünger werdend, ein ruhiger Hafen fürs Alter macht Sinn. Ich rate spätestens ab dann zu einem kuscheligen Angestelltenverhältnis. Aber ich habe gut Reden, ist mir das meiste doch quasi in den Schoß gefallen. Ist wohl so: Ein gesundes Vertrauen in die Fügung kann ein mächtiger Verbündeter sein.
Energy flows where attention goes, das war immer so.
Also immer gut Obacht wohin mit der wertvollen Ressource Aufmerksamkeit, immerhin vermag sie wahre Wunder zu bewirken.
Vielleicht klappt es ja, dass der Hyperfokus zum Prototyp des Visionären wird. Finden Sie's heraus!
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